Sonntag, 22. Februar 2015

Watschenmann & Praterfee


Absoluter Hauptanziehungspunkt war aber – damals wie heute - der 1766 von Joseph II eröffnete Prater, wo Dutzende "bürgerliche Gast­geber und Kaffeesieder" für gastronomische Vielfalt sorgten. Wer nicht mit einem eigenen Picknickkorb kam, konnte beim Salmutschi einkaufen, sich vom Radimann einen Rettich kunstvoll in Lampionform schneiden oder sich von der Znaimerin saftige Gurkerln aus dem Fass fischen lassen. Die besten Backhendln gab es im Wirtshaus "Zum grünen Paperl", die beste Musik beim "Swoboda", und wer vom vielen Ringelspielfahren schwindlig wurde, kehrte beim "Walfisch" auf ein Wienerschnitzel ein.
Für Unterhaltung war ebenfalls gesorgt: Die Vorgänger der modernen Eventkünstler und Aktionisten, der Straßenmusiker und Bühnen-Stars waren reisende Schausteller und Kunst­reiter, Eskamoteure und Voltigeure, Akrobaten und Artisten. Mitte des 19. Jahrhunderts besaß ein Herr Heinrich Schreyer im Prater sogar ein echtes Affentheater, und wer 12 Kreuzer auf den Tisch legte, konnte in der Jägerzeile einen ausgewachsenen Stier bewundern, der wegen seiner "Frömmigkeit" zu Ruhm und Ehren gelangt war. In den Abendstunden sorgte der begnadete Feuerwerker Johann Georg Stuwer dann dafür, dass der Himmel über der Leopold­stadt in Flammen aufging. Ein Spektakel, das bis zu 40.000 Zuseher in seinen Bann zog – mehr, als so manches moderne Event vorweisen kann.

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