Sonntag, 1. März 2015

Lipizzaner der Spanischen Hofreitschule

Die Lipizzaner gehören zu Wien wie der Stephansdom oder das Riesenrad.

Ballett der weißen Pferde

Wenn Reiter in Livrée und weißen hirschledernen Hosen auf weißen Pferden ihre Pirouetten drehen, dann weiß man, wo man ist: In der spanischen Hofreitschule, dem ältesten Reitinstitut der Welt.
Grauschwarz werden sie geboren. Aber in Weiß sind sie der ganzen Welt ein Begriff: Die Lipizzaner. Ihre Geschichte ist ebenso ruhmreich wie abenteuerlich, und dass sie heute – allen Nostalgievorwürfen zum Trotz – noch immer zu den wichtigsten Imageträgern der Bundeshauptstadt zählen, liegt nicht zuletzt an der perfekten Kombination aus barocker Tradition, spielerischer Leichtigkeit und kraftvoller Disziplin, die ihre "Hohe Schule" auszeichnet. Denn als schönste und stolzeste Botschafter Österreichs konnten ihnen politische Querelen noch nie etwas anhaben. Selbst den von Günther Nenning einmal angestrengten Vergleich finden sie höchstens zum Wiehern: Dass die Österreicher nämlich in Wirklichkeit Lipizzaner seien und die Lipizzaner eigentlich Österreicher - nämlich lebensklug, anpassungsfähig und künstlerisch begabt.

Perfekte Kreuzung

Anpassungsfähig sind diese Pferde tatsächlich. Denn weit entfernte Ahnen der Lipizzaner hatten schon die Reiterhorden Dschingis-Khans über die Steppen der Mongolei bis weit nach Europa getragen. Ihre direkten Vorfahren aber sollen aus Karthago stammen und an spanischen Küstenhäfen durch Kreuzung mit Arabern und Berbern zu jener Perfektion geformt worden sein, die die "Weißen Spanier" dazu prädestinierte, die klassische Reitkunst auszuüben. Doch erst im slowenischen Lipica wurden die Lipizzaner zu dem, was sie heute verkörpern: ein Sinnbild an Eleganz und Leichtfüßigkeit.

Spanischer Reitsaal

Maximilian II., der spätere Kaiser von Österreich, begann bereits um das Jahr 1562 mit der Zucht andalusischer Pferde. Dass ihn Erzherzog Karl II. anno 1580 veranlaßte, das Gestüt ausgerechnet in die Karstlandschaft nahe der slowenisch-italienischen Grenze zu bauen, erweis sich im nachhinein als unschätzbarer Vorteil: Das Gras der kargen Karstlandschaft enthält zwar nur wenige Nährstoffe, fördert aber den Knochenbau bei Pferden. Und widerstandsfähige, ausdauernde Tiere waren genau das, was der Hof in Wien benötigte. So wurden die reinrassigen Rösser vom Adel auch über alle Maßen geschätzt. Zum Hauptabnehmer der Neuzüchtungen entwickelte sich allerdings sehr schnell die Spanische Hofreitschule, die 1572 als "Spanischer Reitsaal" nahe der Wiener Hofburg gegründet worden war.



Kapriolen, Pirouetten & Kreuzfigur

Schon die ersten Bereiter, wie die Trainer der Pferde im Fachjargon genannt werden, waren vom vollendeten Körperbau und der kraftvollen Grazie der Lipizzaner begeistert. Noch heute ist die künstlerische Begabung der Hengste beispiellos im Reich der Pferde. Schritt, Trab, Galopp? Diese Begriffe erscheinen fast zu banal für die diffizilen Bewegungsabläufe, zu denen die "Majestic White Horses" fähig sind. Denn als lebendes Relikt der höfischen Prunk- und Festkultur wurden und werden Lipizzaner einzig zu einem Zweck gezüchtet: die Lektionen der klassischen, von den alten Griechen ersonnenen Reitkunst zu beherrschen und vorzuführen. Etwa die Kapriole, bei der das Pferd mit allen Vieren in die Luft springt und dabei nach hinten ausschlägt. Die Piaffe, bei der das Pferd mit gesenkter Hinterhand auf der Stelle trabt. Oder die Pirouette, bei der der galoppierende Hengst in höchster Verkürzung um seine Hinterbeine springt. Figuren, die heute die Besucher der Spanischen Reitschule in Verzückung versetzen. Figuren aber auch, die ursprünglich bewußt als martialische List am Kriegsfeld eingesetzt wurden. Die Leidtragenden dabei: Die Fußtruppen gegnerischer Armeen, die die Folgen der schwer vorhersehbaren Figuren der stolzen Rösser oft genug zu spüren bekamen.

Tradition der Hohen Schule

Heute wird diese hohe Schule der Dressur ausschließlich mündlich weitergegeben - von Bereiter zu Bereiter, von Generation zu Generation. Der traditionelle Trainingsablauf beginnt mit der öffentlich zugänglichen Morgenarbeit, bei der alle Lektionen der "Hohen Schule" geübt werden. Dazu gehört auch das Training für die sogenannten "Schulen über der Erde", die man nur mehr in der Spanischen Hofreitschule zeigt. Sie erfordern besonders intelligente, begabte und konzentrierte Pferde und hochqualifizierte Reiter, da diese Lektionen immer ohne Bügel geritten werden. Voraussetzung dafür ist die intensive Zusammenarbeit zwischen Mensch und Pferd, die auf Vertrauen und Respekt basiert.

Pferdeelite

Der Pferde-Nachwuchs kommt seit 1921 aus dem Gestüt Piber in der Steiermark, das heute als "Heimat der Lipizzaner" gilt. Dort verbringen die Fohlen ihre ersten Jahre und wiederholen spielerisch immer wieder jene Bewegungsabläufe, die später gemeinsam mit ihrem Bereiter zu höchster Vollendung gebracht werden. Doch nur die talentiertesten Hengste werden an einer eigenen "Akademie" ausgebildet und kommen in der Spanischen Hofreitschule in Wien zum Einsatz. Bis es soweit ist, vergehen rund acht Jahre, denn das Training erfolgt behutsam und ohne Druck, um die Pferde nicht zu überfordern.
Beherrscht ein Hengst die sogenannte "Schulquadrille", wird er dem Publikum in der 1729-35 von Fischer von Erlach erbauten "Winterreitschule" präsentiert. Ausgelernt haben dann allerdings weder Pferd noch Reiter, denn die Zusammenarbeit ist – fast – lebenslang. Erst nach vielen Jahren im Rampenlicht kehren die "tanzenden Hengste" in das Gestüt zurück, um ihr Talent weiterzuvererben und einer neuen Generation jener Eliterosse Platz zu machen, über die Xenophon in seiner Abhandlung "Von der Reitkunst"schrieb: "Auf solchen Pferden werden selbst Götter dargestellt. Und Männer, die gut zu reiten verstehen, sehen fürwahr prächtig darauf aus." 

Montag, 23. Februar 2015

Wien is(s)t auch exotisch

Wien hat weder „Chinatown“ noch „Little Italy“, aber jede Menge Ethno-Lokale mit exotischem Flair und Küche – von tibetischen Dumplings bis zum australischen Heuschreckensnack.

Rein technisch gesehen wird die Welt täglich kleiner: Internet und Handy sorgen für sekundenschnelle Verbindungen, und wer mit einem Jumbo von Kontinent zu Kontinent jettet, umrundet die Erde in weniger als 70 Stunden. In kulinarischer Hinsicht wird die Welt allerdings täglich größer: Neben Pizza und Pasta, die schon fast als Hausmannskost gelten, und dem klassischen „Chinesen ums Eck“, der den traditionellen Beisln Konkurrenz macht, erobern neue ethnische Küchen die heimischen Gaumen: japanisches Sushi und mexikanische Enchilladas, indische Curries und marokkanisches Couscous, Pfeffertöpfe aus der Karibik und Kokossorbets aus Thailand kommen zwar nicht oft, aber immer öfter auf den Tisch. Die Zutaten gibt es frisch am Markt oder sie werden, wie in vielen guten Ethno-Restaurants üblich, direkt aus dem Ursprungsland importiert.

Der Supermarkt Prosi

Wer keine Lust hat, sich am Naschmarkt durch die Menschenmengen zu drängeln, muss sich auf den Weg Richtung Urban-Loritz-Platz machen. Im Schatten der neuen Hauptbibliothek findet sich Wiens wohlsortiertester Supermarkt für asiatische, afrikanische und lateinamerikanische Spezialitäten. Mehr als 5000 Produkte stehen zur Auswahl – von Saucen und Pasten über ein riesiges Angebot an Tiefkühlprodukten, speziell Meeresfrüchten, bis hin zu frischem Obst und Gemüse. Für Exotik-Neulinge besonders interessant: die vielen Convenience-Produkte, u.a. indische und thailändische Curries, Suppen und Gemüsegerichte, die nur mehr kurz erhitzt werden müssen.
Wo: Prosi Exotic Supermarket, 1070 Wien, Neubaugürtel 44,http://www.prosisupermarket.com/


Der Wiener Deewan

Inder gibt es viele. Und auch die pakistanische Küche ist in Wien ganz gut vertreten. So gesehen wäre der Wiener Deewan, vom exotischen Namen einmal abgesehen, nichts Außergewöhnliches. Was ihn dennoch von seinen Mitbewerbern unterscheidet, ist das Geschäftskonzept: Jeder zahlt fürs "all-you-can-eat"-Buffet, was es ihm Wert ist, frei nach dem Motto "Pay as you wish!". 
Fixpreise gibt es nur bei den Getränken, Wasser kommt selbstverständlich gratis auf den Tisch. Jeweils 5 Gerichte stehen zur Auswahl, davon 3 vegetarische Varianten – meist herrlich-cremige Currys mit selbst gemischten, gerösteten und gemahlenen Gewürzen. Weiterer Pluspunkt: Take-away (zu Fixpreisen), Zustellservice in die nähere Umgebung mit "Curry Carrier" und Catering.
Wo: Der Wiener Deewan, 1090 Wien, Liechtensteinstraße 10, Url: http://deewan.at/

Crossfield´s Australian Pub

Wien ist anders! Und so verwundert es nicht, dass mitten in der City ein kulinarischer Außenposten Australiens existiert. Wer hinabsteigen will in die Welt von "Down Under", bekommt hier inmitten einer nachgebauten australischen Opalmine exotische Köstlichkeiten serviert – vom zarten Straußen- und Känguruh-Steaks über Krokodilfilets bis zu frittierten Heuschrecken. Die (vermeintliche) Mutprobe lässt sich leichter bestehen, wenn die Snacks der etwas anderen Art mit einem ordentlichen Schluck "Ayer's Rock Red" hinuntergespült werden. Schräg sind auch die wöchentlichen "Travia-Nights": Wer 20 Fragen aus allen nur denkbaren Wissens- und Sachgebieten beantworten kann (solo oder als Team), gewinnt den Jackpot mit australischen Goodies im Wert von 160 Euro.
Wo: Crossfield's Australian Pub, 1010 Wien, Maysedergasse 5, www.crossfield.at

Buchtipp "Wien, wie es isst"


Wien, wie es isst: Wiens umfangreichster Lokalführer mit über 4000 aktuellen Adressen, vom Würstelstand bis zum Gourmetrestaurant – benutzerfreundlich geordnet nach Bezirken, Kategorien und Alphabet. Mittlerweile ebenfalls schon Tradition: die Kom­men­tare und Empfehlungen profilierter Esser und Trinker samt Einkaufstipps. Direktbestellung im bookshop: www.falter.at

Sonntag, 22. Februar 2015

Markt-Tag ist Genuss-Tag

Mit achtzehn ständigen Märkten, unzähligen Wochenmärkte und dutzenden Gelegenheitsmärkten ist in Wien jeder Tag Markttag. Und Genusstag zugleich, denn die Märkte bieten Kulinarisches aus aller Welt – zum Verkosten, Mitnehmen oder Vor-Ort-Genießen.
Mehr als hundert Märkte hat der Wien-Kenner Walter T. Bauer in der Bundeshauptstadt gezählt – vom Altwiener Ostermarkt auf der Freyung, der mit Lokalkolorit punktet, bis zum prominenten Naschmarkt, der Gourmets und Touristen gleichermaßen anzieht.
Begonnen hat die wechselvolle Geschichte der Wiener Märkte bereits im Jahr 1150 mit der Verlegung der Babenberger-Residenz nach Wien. Ab diesem Zeitpunkt mussten durchziehende Kaufleute ihre Ware hier präsentieren – und trafen sich zu diesem Zweck auf Marktplätzen, deren Namen noch heute auf die frühere Nutzung verweisen: Hoher Markt, Fleischmarkt, Getreidemarkt oder Bauernmarkt.
Aber auch außerhalb der Stadtmauern wurde rege gehandelt. Beispielsweise "am Schanzl", wie der Uferstreifen des Donauarmes zwischen dem Rotenturm-Tor und der Kirche Maria am Gestade damals genannt wurde. Oder am "Ochsengries", wo jede Woche freitags am linken Ufer des Wienflusses im Bereich des heutigen Beethovenplatzes Schafe und Schweine, Rinder und Kälber verkauft wurden.
Von Fisch einmal abgesehen, wird heute kaum mehr Lebendvieh verkauft. Dafür kulinarische Köstlichkeiten aus aller Welt: Ob Altwiener Schmankerln oder türkischer Kebap, italienische Pasta oder chinesische Dim Sum – was auch immer der Gaumen begehrt, wird auf Wiens Märkten angeboten.
Wer hier lebt, hat also die Qual der Wahl – denn es lohnt sich, einmal über die eigenen Bezirksgrenzen hinweg das Marktangebot zu testen. Zehn sehr unterschiedliche Wiener Märkte stellen wir hier vor – 5 ständige Märkte, 5 Gelegenheitsmärkte. Eine Übersicht aller Märkte in Wiens Bezirken finden Sie auf der Internetseite des Wiener Marktamtes.