Sonntag, 22. Februar 2015

Im Prater blühen wieder die Bäume

Ob Riesenrad, Hochschaubahn, Ringelspiel, Calafati oder Praterauen, Lusthaus, Schweizer Haus, der Prater lädt ganzjährig zur Erholung ein.

Unterm Riesenrad

Um sich in Kopenhagen zu amüsieren, geht man in den Tivoli. Wer in Paris eine elegante Promenade sucht, schlendert über die Champs-Élysées. Die Münchner spazieren durch den Englischen Garten, um am Chinesischen Turm ein Bier zu trinken. Die Londoner machen am Sonntag einen Ausflug zum Pferderennen nach Ascot und die New Yorker joggen durch den Central Park. Den Wienern imponieren diese berühmten Stätten der Freizeitgestaltung wenig, denn "ihr" Prater bietet das alles seit mehr als 250 Jahren – und noch viel mehr!
1766 wurde das ehemals kaiserliche Jagdgebiet jenseits des ersten Bezirks für jedermann geöffnet. Eine Ankündigung, die von der Stadtbevölkerung mit großer Begeisterung aufgenommen wurde. Seither wohnen und leben die Wiener mit und in "ihrem" Prater, so wie sie auch mit und in "ihrem" Kaffehaus leben und wohnen. Denn das Gebiet zwischen Riesenrad und Lusthaus, zwischen Jesuitenwiese, Trabrennbahn und Donauauen war und ist ein Freizeitparadies vom Feinsten – besser, schöner und vor allem vielseitiger als jedes moderne Disneyland.
Hier gab (und gibt) es das ganze Jahr über unendlich viel zu sehen und zu erleben: Lärmende Gasthäuser und stille Kaffehausterrassen, Zirkus und Feuerwerk, Blumenkorso und Marathon, Riesenrad und Lilliputbahn, Volkssänger und Wanderkomödianten, Sterngucker und Wahrsagerinnen, Herrenreiter und Prater-Dirnen, Hutschenschleuderer und Glücksritter, kurz: Beschaulichkeit und Sensation, Sport, Vergnügen und Laster. Wie in einem Brennspiegel kommt die ganze Vielfalt der Donaumetropole zusammen – und nicht nur die Wiener lieben das Ergebnis, sondern auch alle auswärtigen Besucher. Selbst Napoleon, der Wien 1805 besetzte, konnte sich dem Reiz des Praters nicht entziehen und ließ seine Generäle wissen, dass er "die Tuilerien dafür geben würde, könnte ich den Parisern diesen Wald mitbringen".

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