Überlebt haben auch viele der alten Praterattraktionen – vom Riesenrad bis zum Ringelspiel. Ersteres wurde 1897 vom englischen Ingenieur Walter Basset aufgestellt und war ursprünglich mit 30 Waggons ausgestattet. Letzteres hat seinen Namen, weil die Fahrgäste, die auf kunstvoll gestalteten Hutschpferden in luftige Höhen geschwungen wurden, während ihres "Rittes" mit langen Stangen in Ringe stechen konnten.
Mit der Entwicklung der Technik und der Elektrizität wurde das Unterhaltungsangebot im Prater immer vielfältiger. Im aufkommenden Eisenbahnzeitalter gründete der in Triest geborene Basilio Calafati im Jahre 1844 das erste Eisenbahnkarussell. In dieser Hütte wurde kurz darauf die Figur des "großen Chinesers" als Mast aufgestellt. Als die "lebenden Bilder", die Kinomatographie, entstand, gab es prompt das erste Prater-Kino. Und kaum war Strom verfügbar, drehte auch schon eine elektrisch betriebene Grottenbahn ihre Runden, gefolgt von einem "Autodrom" und der ersten echten "Geisterbahn". 1928 wurden dann die Schienen für eine verkleinerte Form der großen Dampflokomotiven, die "Liliputbahn", gelegt, die heute noch Groß und Klein durch die Praterwälder fährt.
Verschwunden sind dagegen die von den Wienern heißgeliebten Abnormitätenshows, bei denen Liliputaner, Haarmenschen, siamesische Zwillinge und andere "Freaks" gegen wenig Geld zur allgemeinen Belustigung freigegeben wurden. Die dicke Prater-Mitzi oder der aus Russland stammende Rumpfmensch Kobelkoff, aber auch das gespenstische "Zaubertheather" von Kratky Baschik bereicherten die Morphologie der bizarren Praterlandschaft.
Von der Geschichte gänzlich verschluckt wurde auch das prachtvolle "Venedig in Wien". Auf dem Gelände der heutigen Kaiserwiese befand sich um die Jahrhundertwende eine künstlich nachgebaute Lagunenstadt mit venezianischen Palazzi und Gondelfahrten, in der sich nicht nur die High-Society, sondern auch die böhmischen Dienstmägde und die Soldaten des österreichisch-ungarischen Vielvölkerstaates amüsierten. Berühmt-berüchtigt waren die exotischen Veranstaltungen, mit denen immer neue Besucher angelockt wurden: Stierkämpfe und Damenboxen, Raubtierdressur und japanische Ringkämpfe, Rollschuhshows und Gauklerbühnen.
The Wiener Riesenrad (Bild: AllPosters)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen